Jung und jüdisch in der DDR

Ein Projekt von Lara Dämmig und Sandra Anusiewicz-Baer

 

Im Mittelpunkt des Projekts „Jung und jüdisch in der DDR“ stehen junge Jüdinnen und Juden, Angehörige der Zweiten und Dritten Generation, die sich aus vielfältigen Gründen und auf verschiedene Art und Weise in der DDR dem Judentum und der jüdischen Gemeinde zuwendeten – damalige Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit unterschiedlichen familiären und sozialen Hintergründen.

 

Im Rahmen dieses Projekts wird erkundet, wie sich junge Jüdinnen und Juden in der DDR fühlten, welche Bedeutung die Familie, die jüdische Gemeinschaft, die nichtjüdische Umwelt, der gesellschaftliche Kontext, aber auch die Schoa für ihr jüdisches Selbstverständnis hatten. Was bedeuteten die Teilnahme an Aktivitäten der jüdischen Gemeinden und/oder der Aufenthalt im Kinderferienlager des Verbands der jüdischen Gemeinden in der DDR für sie und wie prägten sie ihr Jüdischsein?

 

Die zum Teil paradoxe Gleichzeitigkeit von Normalität und Ausgrenzung bzw. Abschottung jüdischen Lebens in der DDR wird anhand jüdischer Kindheit und Jugend sichtbar gemacht. Das Projekt versteht sich als wichtiger Beitrag zur Rekonstruktion und Reflexion von DDR-Wirklichkeit aus der Sicht dort lebender junger Jüdinnen und Juden. Gerade vor dem Hintergrund aktueller Diskussionen um nationale und religiöse Zugehörigkeiten und Identitäten in einer sich immer mehr multikulturell und multireligiös verstehenden Gesellschaft ist dieser Aspekt der DDR-Geschichte heute von großer Relevanz.

 

Über mehrere Jahre führten Lara Dämmig aus Berlin und Sandra Anusiewicz-Baer aus Dresden Interviews mit ostdeutschen Jüdinnen und Juden, die als Kinder und Jugendliche in den jüdischen Gemeinden der DDR aufwuchsen und sowohl dort als auch in ihrem privaten Umfeld ihre jüdische Identität entwickelten. 

 

Veranstaltung:

Unser Veranstaltungsformat bietet die Möglichkeit, mit ehemaligen Mitgliedern ostdeutscher jüdischer Gemeinden ins Gespräch zu kommen, die ihre persönlichen Geschichten erzählen, darüber berichten, wie sie sich als in der DDR lebende Jüdinnen und Juden gefühlt haben, wie sie das Verhältnis ihrer Familien und der Gemeinden zu Staat und Partei empfunden haben und was ihnen die wenigen jüdischen Räume, die es in der DDR gab, bedeuteten und wie diese sich in der Wendezeit veränderten. Es wird damit ein bisher wenig bekanntes Kapitel der DDR-Geschichte beleuchtet.

 

Publikation:

 

Sandra Anusiewicz-Baer, Lara Dämmig

"Jung und jüdisch in der DDR"

Hentrich & Hentrich Verlag Berlin Leipzig, 2021

 

Filmtipp:

"Schalom Genossen - Juden in der DDR" (3sat/ZDF/fernsehkombinat Leipzig)