Tag 17: Familie Adlerstein | Städtepartnerschaft Leipzig-Herzliya

PAST

 

Chaim Adlerstein (geboren 1967 in Leipzig) erinnert sich: „Mit meiner Mutter und meinen Großeltern ging ich von klein auf regelmäßig zu den Feiertagen in die Leipziger Gemeinde. Dort habe ich auch andere Kinder getroffen, es ging sehr familiär zu. Da die Gemeinde mit 36 Mitgliedern sehr klein war, fanden nur zu den Feiertagen Gottesdienste statt, die oft mein Großvater leitete. Im Hotel International, dem heutigen Hotel Fürstenhof, feierten wir zusammen die Feste. Fünfzehn bis zwanzig Leute kamen. Als Kind mochte ich vor allem Chanukka. Die Chanukka-Abende in der Gemeinde waren für mich immer wichtige Ereignisse. […] Mein Großvater Aron Adlerstein (1913–2000) wuchs in Biała Podlaska, einer polnischen Kleinstadt nahe der russischen Grenze auf. Viel mehr weiß ich eigentlich nicht von seiner Familie. Über seine Eltern sprach er nie. Nach der deutschen Besetzung wurde er deportiert, 1943 kam er nach Auschwitz. Er wurde im April 1945 in Oelsnitz/Vogtland von den Amerikanern befreit. Seine Brüder waren in Auschwitz umgekommen. Die Schwester überlebte und kam mit ihm nach Leipzig, wanderte aber dann nach Israel aus. Mein Großvater vermied es, vom Konzentrationslager zu erzählen. Nur wenn ich ihn direkt darauf ansprach, beantwortete er kurz und knapp meine Fragen. Meine Großmutter sprach eher mal von seinem früheren Leben, obwohl sie gar nicht dabei gewesen war. Mein Großvater lernte meine Großmutter Ruth Heymann (1920–2009) im Vogtland kennen. Sie war nicht jüdisch, konvertierte aber zum Judentum und trat der jüdischen Gemeinde bei. Das war meinem Großvater sicherlich wichtig. Was es für meine Großmutter in jungen Jahren bedeutete, weiß ich natürlich nicht, aber sie stand dazu, sonst hätte sie nicht diesen Aufwand betrieben. Beide wurden in Berlin jüdisch getraut.

Die Ehe hielt über fünfzig Jahre. Gerade zur damaligen Zeit, kurz nach dem Krieg, zu konvertieren und jüdisch zu heiraten, war nicht ganz einfach. Darüber wurde aber in der Familie kaum gesprochen. Das war einfach so.“

 

Aus:  Sandra Anusiewicz-Baer, Lara Dämmig: Jung und jüdisch in der DDR, Leipzig 2021.

 

PRESENT

 

Verein Städtepartnerschaft Leipzig-Herzliya e. V.

Im Jahr 2011 wurde die Städtepartnerschaft zwischen Leipzig und Herzliya offiziell begründet. Heute gestalten das Referat Internationale Zusammenarbeit der Stadt Leipzig, der Verein Städtepartnerschaft Leipzig-Herzliya e. V., die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig und zahlreiche weitere Partner die intensiven städtepartnerschaftlichen Aktivitäten sowie die verschiedenen weiteren Beziehungen mit Israel.

 

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Bild: Kinowerbung der Firma Adlerstein, © Chaim Adlerstein
Bild: Kinowerbung der Firma Adlerstein, © Chaim Adlerstein