Tag 20: Rolf und Brigitte Kralovitz | Gedenkstätte für Zwangsarbeit

PAST

 

Rolf Kralovitz (1925–2015) und Brigitte Kralovitz-Meckauer (1925–2014)

Rolf Kralovitz war Schauspieler, Autor und Kabarettist. Sein Künstlername war Rolf Carlo. Seine Familie zog Ende der 1920er Jahre ins Leipziger Waldstraßenviertel. 1935 musste er als Jude an die von Ephraim Carlebach geleitete Höhere Israelitische Schule wechseln. Rolf Kralovitz wurde 1939 zur Zwangsarbeit als Totengräber auf dem Städtischen Friedhof in Leipzig verpflichtet. Die Familie musste in ein sog. Judenhaus ziehen. Im Oktober 1943 wurden Kralovitz, seine Mutter und seine Schwester durch die Gestapo verhaftet und Rolf in das KZ Buchenwald deportiert. Er musste Zwangsarbeit im Gustloff-Werk II leisten. Nach der Befreiung 1945 kehrte er als einziger Überlebender seiner Familie nach Leipzig zurück, wo er als Schauspieler u.a. im Palast-Theater sowie im Casino Belge auftrat. Im Herbst 1946 zog er nach München, wo er beim Kabarett Simpl und beim Film engagiert wurde. 1949 wanderte er zu einer Tante in die USA aus und lernte 1951 in New York in der Theatergruppe des „New World Club“ die deutsche Emigrantin Brigitte Meckauer, Tochter des Schriftstellers Walter Meckauer, kennen. Sie heirateten 1952.

Nach einer Zwischenstation in München ließ sich das Paar in Köln nieder, wo Rolf Kralovitz bis zu seiner Erblindung Produktionsleiter beim WDR und Brigitte Meckauer als Übersetzerin tätig war.

Als Autorenduo setzten sie Rolf Kralovitz’ Erfahrungen und Erlebnisse im Nationalsozialismus in einem Hörspiel, in Features und in diversen Publikationen um und sich aktiv in der Bildungsarbeit gegen Vergessen und Verdrängen ein. Rolf Kravolitz war zunächst Vize- und später Präsident der Ephraim-Carlebach-Stiftung und wurde 2010 deren Ehrenpräsident. Für ihr Engagement wurden er und seine Frau mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und der Ehrenmedaille der Stadt Leipzig ausgezeichnet.

Teile ihres sowie des Nachlasses von Walter Meckauer übertrugen sie dem Deutschen Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek. 

 

Siehe: Rolf und Brigitte Kralovitz, Heike Kirchhof (Hg.): Jüdisches Leben in Leipzig: gestern – heute – morgen. Ein Literatur- und Bestandsverzeichnis der Rolf-Kralovitz-Bibliothek der Ephraim-Carlebach-Stiftung Leipzig, Leipzig 2006.

Rolf Kralovitz: ZehnNullNeunzig in Buchenwald. Ein jüdischer Häftling erzählt, Köln 1996.

Rolf Kralovitz: Der gelbe Stern in Leipzig, Köln 1992.

Rolf und Brigitte Kralovitz: Ich darf gar nicht an eine Trennung denken. Die Geschichte einer Austreibung, Köln 1987.

 

 

PRESENT

 

Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig

Die Gedenkstätte befindet sich im Leipziger Nordosten auf dem Gelände des ehemaligen Firmenhauptsitzes der Rüstungsfirma Hugo-Schneider AG (HASAG). Die HASAG unterhielt im Zweiten Weltkrieg Arbeitslager im besetzten Polen und KZ-Außenlager in Deutschland, u. a. in Leipzig, in denen zehntausende, größtenteils aus Polen stammende Juden und Jüdinnen zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden.

Die Gedenkstätte erinnert am historischen Ort an die Opfer und informiert über die Geschichte. Neben Vorträgen und Führungen bietet sie Seminare für eine weiterführende Beschäftigung mit der Geschichte, den Hintergründen und Biografien an.

 

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Bild: Buchcover Rolf und Brigitte Kralovitz: Ich darf gar nicht an eine Trennung denken. Die Geschichte einer Austreibung, Köln 1987.
Bild: Buchcover Rolf und Brigitte Kralovitz: Ich darf gar nicht an eine Trennung denken. Die Geschichte einer Austreibung, Köln 1987.