Tag 1: Samuel Lampel | Leipziger Synagogalchor

PAST

 

Samuel Lampel (1884–1942) wurde am 3. Februar 1884 in Berlin geboren, wuchs im Scheunenviertel sowie in Ahlem bzw. Hannover auf, studierte in Hannover an der Bildungsanstalt für jüdische Lehre und war zehn Jahre an der Israelitischen Erziehungsanstalt (ab 1919 Israelitische Gartenbauschule) in Hannover-Ahlem tätig.

1914 nahm er eine Anstellung als Lehrer und Kantor an der liberalen Großen Gemeindesynagoge in der Gottschedstraße in Leipzig an. Ihm folgte seine aus Hannover stammende Frau Rosa geb. Grünberg. Das Paar lebte in der König-Johann-Straße (heute Tschaikowskistraße 23). 1920 wurde Samuel Lampel zum Hauptkantor, 1927 zum Oberkantor ernannt. Es war ihm ein großes Anliegen, Nichtjuden durch Führungen, Vorträge, Konzerte und Rundfunksendungen für jüdische Kultur zu interessieren. Als Komponist fand er durch seine Sammlung „Kol Sch‘muel“ („Stimme Samuels“), die 1928 im Verlag M. W. Kaufmann erschien und 57 Kompositionen für die Schabbat- und Festtagsliturgie enthält, überregionale Beachtung. Nach der Zerstörung der Synagoge in der Pogromnacht 1938 und der Flucht der Rabbiner im Sommer 1939 wirkte Lampel zudem als Rabbiner, gleichermaßen für liberale und orthodoxe Juden, an der orthodoxen Talmud-Thora-Synagoge in der Keilstraße. Vielen ehemaligen Leipzigern blieb Lampel zudem als leidenschaftlicher Lehrer der Ephraim-Carlebach-Schule in Erinnerung. Die Versuche des Sohnes Werner, geboren 1919 in Leipzig und 1939 nach London emigriert, seinen Eltern noch die Ausreise zu ermöglichen, scheiterten, vor allem aus finanziellen Gründen. Samuel Lampel und seine Frau wurden in das „Judenhaus“ in der Leibnizstraße 30 zwangseinquartiert, am 13. Juli 1942 „gen Osten“ deportiert und ermordet.

Heute widmet sich der Leipziger Synagogalchor der Wiederentdeckung und Wiederaufführung seines Werkes. 1992 wurde auf Initiative seines Schülers Rolf Kralovitz eine Straße in Leipzig-Mockau nach Lampel benannt.

 

Siehe: Thomas Schinköth: Samuel Lampel. Kantor, Lehrer, Komponist, Publizist, Herausgegeben vom Leipziger Synagogalchor e. V., Jüdische Miniaturen Bd. 281, Leipzig 2021.

 

 

PRESENT

 

Leipziger Synagogalchor e. V.

Der Chor ist ein Unikat in der deutschen Musikgeschichte: 1962 von Oberkantor Werner Sander (1902–1972) gegründet, um die durch die Shoah verstummte jüdische Musik wieder erklingen zu lassen, widmet sich das nichtjüdische Ensemble bis heute der Aufführung synagogaler Chormusik von Renaissance bis Moderne sowie jiddischer und hebräischer Lieder. 2017 erhielt das Ensemble den Ehrenpreis der Obermayer German Jewish History Awards. 2020 wurde auf Initiative des Chores die „Revitalisierung synagogaler Chormusik des 19. und 20. Jahrhunderts Osteuropas“ als gutes Praxisbeispiel in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes eingetragen.

 

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Bild: Samuel Lampel mit Schülern der jüdischen Gartenbauschule Ahlem, © Gedenkstätte Ahlem
Bild: Samuel Lampel mit Schülern der jüdischen Gartenbauschule Ahlem, © Gedenkstätte Ahlem