Tag 15: Fred Grubel | Dubnow-Institut

PAST

 

Fred Grubel (1908 –1998) war Jurist, Krankenhausdirektor und Leiter des Leo-Baeck-Instituts. Er wurde als Fritz Grübel in Leipzig geboren. Seine Mutter, Lucy Fischer, stammte aus einer bedeutenden Leipziger Rauchwarenhändler-Familie. Sein (deutlich älterer) Cousin war der bekannte Schriftsteller Joseph Roth, um dessen Nachlass er sich später kümmerte. Sein Vater Sally (Salomon) Grübel schrieb unter dem Pseudonym S. E. Vengers das Volksstück „Ultimo am Brühl“ über die Leipziger Rauchwarenbranche, das 1931 im Komödienhaus uraufgeführt wurde. In einem Brief vom 9. Juni 1975 antwortet Fred Grubel an Richard Franke, das er leider nichts vom Verbleib des Manuskripts des Theaterstücks seines Vaters, bzw. Kopien davon, weiß (siehe Bild). 

Grübel besuchte die Schiller-Schule im Leipziger Stadtteil Gohlis und studierte anschließend in Leipzig Jura, worin er 1930 promoviert wurde. 1933 wurde er nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten als Jude aus dem Staatsdienst entlassen und durfte dadurch den Vorbereitungsdienst für die zweite Staatsprüfung nicht beenden. Ihm und seinen Eltern wurde die deutsche Staatsbürgerschaft wieder entzogen. Seine Eltern gingen nach Sarajevo, wo der Vater 1940 starb. Seine Mutter wurde in ein Konzentrationslager deportiert, wo sie an den Haftbedingungen verstarb.

1936 fand Fred Grübel eine Beschäftigung in der Verwaltung der Jüdischen Gemeinde Leipzig. Nach den Novemberpogromen 1938 wurde er für fünf Wochen im KZ Buchenwald inhaftiert. Im Januar 1939 floh er mit Frau und Kind nach Großbritannien. Ein Jahr später erreichte die mittlerweile vierköpfige Familie die USA. Da seine juristische Ausbildung dort nicht anerkannt wurde, studierte Fred Grubel, wie er seinen Nachnamen dem englischen Sprachgebrauch angepasst hatte, noch einmal Buchprüfungswesen und arbeitete für das Joint Distribution Committee, andere jüdische Hilfsorganisationen sowie in der Krankenhausverwaltung und wurde in den 1950er Jahren Krankenhausdirektor im Montefiore Hospital in der Bronx (New York).

1968 wurde Grubel Leiter des New Yorker Leo-Baeck-Instituts und baute dessen Bibliothek und Archiv zu einem bedeutenden Gedächtnis des deutschen Judentums auf.

 

Siehe: Fred Grubel: Schreib das auf eine Tafel die mit ihnen bleibt: Jüdisches Leben im 20. Jahrhundert. Autobiografie. Wien 1998. 

Fred Grubel Collection

 

 

PRESENT

 

Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow

Am Dubnow-Institut erforschen rund 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler interdisziplinär und mit einer gesamteuropäischen Perspektive jüdische Lebenswelten von der Neuzeit bis in die Gegenwart vor allem in Mittel- und Osteuropa. Räume der jüdischen Emigration, insbesondere Israel und Amerika, sind dabei eingeschlossen. Das international angesehene Forschungsinstitut ist der säkularen Tradition seines Namensgebers verpflichtet, des jüdisch-russischen Historikers Simon Dubnow (1860–1941), der als kultureller Mittler zwischen ost- und westeuropäischem Judentum wirkte.

 

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Bild: Brief von Fred Grubel an Richard Franke, 1975, © Collection G. & C. Franke / Wikimedia Commons
Bild: Brief von Fred Grubel an Richard Franke, 1975, © Collection G. & C. Franke / Wikimedia Commons